Windkraft und Vogelsterben

Die Bundesregierung muss der EU-Kommission gemäß der Vogelschutzrichtlinie alle 6 Jahre über die Lage aller Vogelarten berichten. Auf Grundlage des neuesten Berichts von 2019 hat der NABU diese Daten zusammengefasst und bewertet.

Die Zahl der Vogelbrutpaare hat sich zwischen 1998 und 2008 um 15 % reduziert. Der Verlust verteilt sich nicht gleichmäßig auf die Vogelarten. Die Populationen einiger großer und seltener Arten wie Seeadler, Habichte und Schwarzstörche haben durch Schutzmaßnahmen deutlich zugenommen. Dagegen sind Vogelarten wie Kraniche, Feldlerchen, Grünfinken und Rebhühner die Verlierer mit bis zu 90% weniger Brutpaaren.

Die Diskussion über die Ursachen der abnehmenden Vogelpopulationen wird kontrovers geführt.
Betrachtet werden Verluste durch Katzen, Rabenvögel, Aufprall auf Glasscheiben in Wohngebäuden und von Kraftfahrzeugen, Stromleitungen, Jagd und Windkraftanlagen. Diesen Faktoren ist gemeinsam, dass sie nicht für den raschen Verlust an Vögeln infrage kommen. Sie betreffen entweder nur große Vogelarten, deren Zahl eher zugenommen hat oder die sich in den letzten Jahren nicht so verändert haben, dass sie den drastischen Rückgang erklären könnten.

Mehr Aufschluss über den Verlust von Brutpaaren bringt eine populationsbiologische Betrachtung: das Gleichgewicht zwischen Mortalität und Reproduktion. Große Vögel haben eine geringe Reproduktion mit wenig Nachkommen, leben aber deutlich länger. Kleine Vögel haben viele Nachkommen, aber eine kurze Lebensdauer von 1-2 Jahren. Da die Sterberate sich nicht wesentlich verändert hat, liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf den Bedingungen der Aufzucht der Jungvögel. Diese wird als Hauptursache für den Rückgang der Vogelzahlen angesehen. 
Jungvögel brauchen ausreichend Nahrung, geeignete Lebensräume und Nistplätze. Zudem erschweren die sich ändernden klimatischen Bedingungen ihre Existenz. Die betroffenen Vogelarten sind Agrarvögel, sie leben überwiegend auf offenen Flächen, ernähren sich von Insekten und Samen. 
Alle diese Bedingungen haben sich durch die Intensivierung der Landwirtschaft sehr zum Nachteil verändert. Verringerung von Brachflächen, Rückgang der Fluginsektenpopulationen um bis zu 80 % durch Einsatz "moderner" Insektizide wie Neonicotinoide, weniger Wiesen und Weideflächen, Entwässerung von Feuchtwiesen, statt vielfältiger Ackerfrüchte monotone Maiskulturen, das sind die wesentlichen Ursachen dafür.

Das Fazit der Experten lautet demnach: Hauptursache für den Rückgang der Vogelpopulation sind die verschlechterten Lebens- und Aufzuchtbedingungen für Kleinvögel durch die industrialisierte Landwirtschaft. Deshalb brauchen wir einen Wechsel zu einer naturverträglichen Agrarpolitik. Entgegen den Behauptungen einiger Windkraftgegner spielen Windkraftanlagen beim Rückgang unserer heimischen Vogelarten nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Weinstadt bis 2035 klimaneutral!