Warum verläuft die 1,5 Grad-Grenze in Deutschland vor Lützerath?

In der Klimadebatte geht es immer wieder um das 1,5°-Ziel. Damit ist gemeint, dass die globale Erderhitzung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts auf auf maximal 1,5° C begrenzt werden muss.

Ein Überschreiten dieses Ziels, darauf hat der Weltklimarat (IPCC) wiederholt hingewiesen, hätte für die Menschheit gravierende Konsequenzen. Weite Teile der Welt würden unbewohnbar und Unwetterereignisse träten weit häufiger auf.

Das 1,5°-Ziel ist in Wirklichkeit also ein 1,5°-Limit!

Unsere neue Ampel-Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag dazu bekannt, das 1,5°-Limit einzuhalten und alle Anstrengungen zu unternehmen, die deutschen CO2-Emissionen schnell zu reduzieren. Aus diesem Grund hat es der kleine Weiler Lützerath am Rande des Rheinischen Braunkohlereviers in den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung geschafft.

Von den einst 120 Bewohnerinnen Lützeraths ist inzwischen nur noch ein Bewohner übrig geblieben, der Landwirt Eckardt Heukamp. Heukamp ist der letzte Bauer in Lützerath, der nicht bereit ist, seinen Hof für eine Erweiterung der Tagebaugrube Garzweiler II zu räumen. In vierter Generation bewirtschaftet seine Familie das denkmalgeschützte Anwesen. Er wehrt sich juristisch gegen den Energiekonzern RWE und das Land Nordrhein-Westfalen, die ihn enteignen wollen, um unter seinem Land die Braunkohle zu fördern. Eckardt Heukamps juristischer Kampf ist inzwischen zu einem Symbol im Kampf der Klimaaktivistinnen gegen den Braunkohletagebau und die Kohleverstromung in Deutschland geworden.

So gelangte Lützerath in den Koalitionsvertrag. Neben der inzwischen berühmten Formulierung „der Kohleausstieg wird idealerweise auf 2030 vorgezogen“ findet sich dort die Passage: „Die im dritten Umsiedlungsabschnitt betroffenen Dörfer im Rheinischen Revier wollen wir erhalten. Über Lützerath werden die Gerichte entscheiden.“ Dies bedeutet, dass viele Dörfer, die akut von einem „Abbaggern“ durch RWE bedroht waren, nun sprichwörtlich gerettet sind. Nur Lützerath und damit Eckhardt Heukamp sind davon explizit ausgenommen.

Beauftragt von der Initiative "Alle Dörfer bleiben" hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin ausgerechnet, wie viel Kohle im Rheinischen Braunkohlerevier noch abgebaut werden darf, ohne das 1,5°-Limit zu gefährden. Das DIW kommt zum Ergebnis, dass noch maximal 235 Millionen Tonnen Kohle in den drei Tagebauen der Region – Inden, Hambach und Garzweiler II – aus der Erde geholt werden dürfen. Bei dieser Begrenzung können alle Ortschaften am Tagebau Garzweiler erhalten bleiben – einschließlich Lützeraths. Dies bedeutet: Vor Lützerath verläuft also Deutschlands 1,5°-Grenze, Lützerath darf nicht abgebaggert werden! Im Endeffekt entscheidet nun das Oberverwaltungsgericht Münster über Eckard Heukamps Hof, damit aber letztendlich auch über Deutschlands Klimaziele!

1,5° heißt: Lützerath bleibt!

Weiterführende Informationen und die Möglichkeit, Eckard Heukamp finanziell zu unterstützen, finden Sie hier: www.alle-doerfer-bleiben.de