Veröffentlicht in Handlungsfeld Energie & Wärme.
Solarpark nützt Klimaschutz, Natur und Gemeindesäckel
Geschrieben von KlimaBündnis Weinstadt e.V. Geschrieben am .
Letzten Freitag, den 10.06.2022 nahmen 30 Bürgerinnen und Bürger an der vom KBW organisierten Besichtigung des Biodiversitäts-Solarparks Elchingen teil, unter ihnen der Stadtwerke-Chef Thomas Meier und Gemeinderätinnen von GOL, SPD und FWW
Vor Ort berichteten Sepp Bichler, Geschäftsführer der Betreiberfirma Energiebauern GmbH aus Sielenbach, der Landwirt Markus Rupp als Verpächter der Fläche sowie der Neresheimer Bürgermeister Thomas Häfele über die Erfahrungen bei Planung und Betrieb der Freiflächen-Fotovoltaikanlage.
Die Energiebauern GmbH beschäftigen 80 Mitarbeiter und bauen pro Jahr Solarparks mit rund 200 MWp Leistung, die sie alle selbst betreiben. Jeder Park wird als eigene Gesellschaft geführt, damit die Gewerbesteuer bei der Standortkommune verbleibt. Die Elchinger Anlage auf 14,5 ha Fläche hat PV-Module mit 10 MWp Leistung, die seit September 2020 jährlich rund 11 Mio. kWh ins Stromnetz einspeisen. Laut Sepp Bichler kann derzeit mit Freiflächen-PV am kostengünstigsten Strom erzeugt werden, wobei die Flächeneffizienz weit besser ist als bei der Erzeugung von Biogas oder Biosprit. Eine neue Entwicklung ist die Kombination von Solarparks mit Stromspeichern, um die Mittagsspitze beim Stromertrag – für die es kaum Einspeisevergütung gibt – bis in die Nachtstunden speichern und dann zu höheren Erträgen einspeisen zu können. Dazu haben die Energiebauern sich vertraglich mit Daimler den Zugriff auf gebrauchte E-Auto-Batterien gesichert. Deutlich wies Sepp Bichler auf PV-Anlagen als wichtigen Standortfaktor hin. Denn die Südländer Bayern und Baden-Württemberg steuerten auf einen Strommangel zu, da die nationalen Stromtrassen zu spät kämen.
Der Landwirt Markus Rupp erläuterte seine Entscheidung für den Solarpark damit, dass auf den flachgründigen Böden bei zunehmender Sommertrockenheit der Ackerbau unrentabler werde. Wichtig ist ihm, dass die Fläche durch die artenreiche Begrünung unter den Modulen ihren biologischen Wert behalte. Außerdem wurden auf 2,5 ha Blühflächen, Sträucher und Streuobstwiesen angelegt. Und nach Ablauf der 20-jährigen Pacht könne er die PV-Anlage weiter nutzen.
Bürgermeister Häfele berichtete, er und sein Gemeinderat seien offen für die Nutzung der als benachteiligtes Gebiet eingestuften Flächen durch PV und Windkraft, da die Flächenbesitzer und die Kommune davon profitierten. Neresheim liege um 800 % über dem Landesdurchschnitt bei der Erzeugung erneuerbarer Energien und nehme daraus jährlich 100.000 € an Gewerbesteuer ein, obwohl die Anlage der Energiebauern noch nicht steuerwirksam ist. Neresheim will zunächst 0,5 % der Gemarkungsfläche für Solarparks ausweisen, was rund 60 ha entspricht. Zur Auswahl dieser Flächen hat der Gemeinderat einen Kriterienkatalog beschlossen. Deutlich beklagten sich BM Häfele und Sepp Bichler über erhebliche und sachlich oft unverständliche Probleme bei den Genehmigungsverfahren, die zu Rechtsunsicherheit und langen Verfahrensdauern führen.