In Deutschland stammen 18% der CO2-Emissionen aus dem Verkehrssektor, trotz Senkung des Flottenverbrauchs ist die Tendenz weiterhin steigend. Verantwortlich für den hohen Energiebedarf ist maßgeblich der PKW- und LKW-Verkehr. Im Vergleich zur Bahn benötigt z. B. ein Auto mit Verbrennungsmotor das 4,8-fache an Energie pro Kilometer und Person, der LKW benötigt sogar das 5,6-fache pro Tonne und Kilometer im Vergleich zu einem Güterzug 1.
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24.3.2021 müssen CO2-Minderungsziele zum Schutz der Freiheitsrechte künftiger Generationen auch nach 2030 festgeschrieben werden. Nach dem Entwurf des neuen Klimaschutz-Gesetzes des Bundes (Mai 2021) sollen für alle Sektoren bis 2030 nunmehr mindestens 65 % und bis 2040 mindestens 88% der CO2-Emissionen reduziert werden. Darin werden auch Sektorenziele für den Verkehr festgelegt: Die zulässige Jahres-Emissionsmenge in Mio. Tonnen CO2-Äquivalente muss von 150 (Wert 2020) auf 85 (Wert für 2030) reduziert werden. Dies bedeutet eine Reduzierung in 10 Jahren um 45%. Die Reduzierung für die Jahre nach 2030 ist noch festzulegen 2.
Nach den aktuellen EU-Gesetzesvorschlägen zum EU-Klimapaket darf ab 2035 die Flotte eines Fahrzeug-Herstellers kein CO2 mehr ausstoßen 3. Die deutsche Fahrzeugindustrie hat diese Herausforderung bereits angenommen, das zeigt die aktuelle Beschlusslage der deutschen Fahrzeughersteller. So hat beispielsweise Daimler im Juli 2021 bekannt gegeben, dass ab 2030 keine PKW und Transporter mit Verbrennungsmotor in der EU mehr verkauft werden sollen.
Aus technologischer Sicht und aus Sicht der deutschen Fahrzeug-Industrie sind für Deutschland - und damit auch für Weinstadt - mit einer Reduzierung der PKWs und einem Ausbau des ÖPNV zu rechnen. Die Zulassungszahlen von PKWs und Transportern mit batterieelektrischem Antrieb wird rasant zunehmen. Insofern sind die Herausforderungen an die Stadt und die Stadtwerke Weinstadt sowie für Privathaushalte klar beschrieben: die Verfügbarkeit von deutlich mehr Treibhausgas-neutralem Strom und einer deutlich erweiterten Ladenetz-Infrastruktur sind zu erreichen.
Statistisch gesehen sind in Deutschland ca. 40 bis 50 % der Autofahrten weniger als 5 km weit, 25 % der Autofahrten sind kürzer als 2 km 4. Die städtische Auto-Infrastruktur wird trotzdem immer weiter ausgebaut und versiegelt Böden. Großzügige Parkplätze sind kontraproduktiv für das Klima und den Erhalt der Biodiversität. Bundesstraßen – so wie die B29 inmitten Weinstadts zerschneidet unsere Stadt und der immer dichter werdende und stauträchtige Durchgangsverkehr in unseren Teilorten schränkt das Leben in diesen Straßen massiv ein. Dazu kommen Lärm- und Luftverschmutzung, was auch zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen in der Bevölkerung führt.
Um den Mobilitätssektor ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten, benötigt es neben der Verkehrsreduzierung auch neue Konzepte und Ideen, die den Flächenfraß und die Umweltverschmutzung durch den Verkehr stoppen und es allen Gruppen der Bevölkerung ermöglichen, bis 2035 weitestgehend klimaneutral mobil sein zu können.
Steigende CO2-Steuern auf fossile Kraftstoffe, die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen im Verkehr und bei fossilen Kraftstoffen sowie Zulassungsverbote von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren sind Stellhebel der EU und des Bundes, auf die sich Weinstadt einstellen und überzeugende Lösungen erarbeiten muss.